Die Frage nach den Gründungsmythen Europas ist im Zeitalter der Globalisierung besonders virulent. Will man ein europäisches Netzwerk schaffen, muss man sich auf die europäischen Dimensionen der nationalen Kulturen besinnen und ihre für den Kontinent Identität stiftenden Potenziale verfolgen. Ein Gründungsmythos Europas ist der von der Weisheit Ägyptens. Seit der Aufklärung wird er intensiv propagiert und den anderen gründungsmythischen Säulen des Kontinents, Hebraismus und Hellenismus, gegenübergestellt. In der französischen Literatur der sogenannten klassischen Moderne spielt dieser Mythos dank der Expedition Napoleons nach Ägypten und der Entzifferung der Hieroglyphen eine große Rolle. Am Beispiel der zahlreichen Erinnerungsbilder Ägyptens kann man beobachten, wie die bekanntesten Autoren der Moderne, darunter Nerval, Baudelaire, Gautier, Mallarmé, solche mythischen Bilder als fiktive Projektionen ausweisen, jedoch deren Anspruch, Sinn und Legitimation zu stiften, nicht aufgeben.
Über den Autor
Prof. Dr. Michael Bernsen hat den Lehrstuhl für Vergleichende Romanistische Literaturwissenschaft / Mediävistik an der Universität Bonn inne.
Sprache Deutsch ● Format PDF ● Seiten 204 ● ISBN 9783862348671 ● Dateigröße 2.0 MB ● Verlag V&R unipress ● Ort Göttingen ● Land DE ● Erscheinungsjahr 2011 ● Ausgabe 1 ● herunterladbar 24 Monate ● Währung EUR ● ID 2992640 ● Kopierschutz ohne