Erik Neutsch 
Die anderen und ich 

Підтримка
Nora S. hat Einspruch erhoben. Sie besteht darauf, sie selbst zu sein und jedenfalls nicht so, wie dieser und jener sie gern haben möchte, die Betriebsleitung und BGL eingeschlossen — Nora S. hat eine Erfindung gemacht, die den Leuten nicht ins Konzept passt, und sie fordert nichts, was ihr nicht ohnehin zustünde: Ihr Recht auf Arbeit. Aber gerade da werden die Probleme sichtbar. Ferner ist ein Mädchen verschwunden, Oberschülerin, Tochter eines Straßenbahnfahrers – Brüdering lässt dieses Mädchen suchen. Dabei sollte man meinen, dass ein Oberbürgermeister andere Sorgen hat in diesen drei Tagen unseres Lebens: Konz ist gekommen, der neue Parteisekretär. Er will durchsetzen, was der OB für undurchführbar hält: Schneisen hauen quer durch die Stadt, die in Jahrhunderten gewachsen ist und angefüllt mit Menschenschicksalen, Verkehrsadern schlagen quer durch Häuser und Wohnungen und Plätze. Eine Stadt ist kein Wald. Man kann nicht mit einem Federstrich ausstreichen, was Generationen geschaffen haben. Gibt es einen anderen Weg als den der Feindschaft zwischen den Genossen Brüdering und Konz? Und dann fragt sich einer, was die wahren Geschichten hierzulande sind.

LESEPROBE:
Ich klopfte mir den Staub von der Hose und fragte: »Sag mal, kennst du nicht Sigrid Seidensticker, das Mädchen aus der Zwölf b? Seit Donnerstag ist sie verschwunden. Hast du keine Ahnung, wo sie sein könnte?«
Er starrte mich an. Ein schwer zu deutender Blick. Argwohn oder Betroffenheit.
»Sie soll einen Freund gehabt haben. Parallelklasse…«
»Wenn Sie mich damit meinen… Ja, das stimmt. Vor drei Wochen aber war Schluß. Hab eine andere jetzt, eine, die nicht gleich ans Heiraten denkt. Faxen sind das. Oder nicht?«
Er schwieg und trommelte, ob aus Verlegenheit oder aus Gleichgültigkeit, mit den Fingern auf seinen Helm.
Ich aber erschrak. Das hatte ich nicht vermutet, nicht, daß Gerhard das Söhnchen von einem Arzt oder einem Direktor oder was sonst aus einer verwöhnten Familie war. Ich erschrak und fand so schnell keine Entgegnung.
Plötzlich sprach Konz. »Sie vernaschen die Mädchen wie andre zum Tee den Würfelzucker, was?«
Gerhard grinste.
»Und fühlen sich stark dabei, kommen sich vor wie ein Held.«
»Na ja… Ich kann’s mir doch nicht durch die Rippen schwitzen.«
Konz, bis dahin mit einer betont überlegten Ruhe, wurde wütend. Zum ersten Mal sah ich ihn wütend. Die Adern auf seiner Stirn schwollen an, seine Ohren röteten sich und seine Augen schienen jetzt heller.
€7.99
методи оплати

Зміст

Die anderen und ich
Der Hirt
Drei Tage unseres Lebens
Akte Nora S.

Про автора

Geboren 21. Juni 1931 in Schönebeck/Elbe, Studium der Philosophie und Publizistik an der Universität Leipzig, Diplom 1953, bis 1960 Kultur- und Wirtschaftsredakteur in Halle, Reporter.
Seit 1962 freischaffender Schriftsteller, Mitglied der Akademie der Künste der DDR 1974-1991, Mitglied des Schriftsteller-Verbandes Deutschlands.
Erik Neutsch ist am 20. August 2013 in Halle verstorben.
Veröffentlichungen
Romane:
Spur der Steine, Halle 1964, Bergisch-Gladbach 1991, München 1994, Leipzig 1996 (35 Aufl.)
Auf der Suche nach Gatt, Halle 1973, Benshausen 2009 (15 Aufl.)
Der Friede im Osten, bisher 4 Bände, Halle 1974-1987 (29 Aufl.)
Totschlag, Querfurt 1994 (2 Aufl.)
Nach dem großen Aufstand – Ein Grünewald-Roman, Leipzig 2003, Dößel 2010 (2 Aufl.)
Erzählungen:
Die Regengeschichte, Halle 1960 (3 Aufl.)
Die zweite Begegnung, Halle 1961
Bitterfelder Geschichten, Sammelband, Halle 1961 (3 Aufl.)
Die anderen und ich, Sammelband, Halle 1970 (5 Aufl.)
Tage unseres Lebens, Leipzig 1973
Heldenberichte, Sammelband, Berlin 1976
Akte Nora S., Berlin 1976
Der Hirt, Halle 1978, Berlin 1998
Zwei leere Stühle, Halle 1979 (10 Aufl.)
Forster in Paris, Halle 1981, Querfurt 1994 (3 Aufl.)
Claus und Claudia, Halle 1989 (3 Aufl.)
Stockheim kommt, Berlin 1998
Verdämmerung, Kückenshagen März 2003 (2 Auflagen)
Kinderbücher:
Olaf und der gelbe Vogel, Berlin 1972 (5 Aufl.)
Vom Gänslein, das nicht fliegen lernen wollte, Leipzig 1995.
Bühnenwerke:
Haut oder Hemd, Schauspiel, Urauff. Halle 1971
Karin Lenz, Opernlibretto zur Musik von Günter Kochan, Urauff. Deutsche Staatsoper Berlin 1971
Haut oder Hemd, Text und Dokumentation, Halle 1972
Da sah ich den Menschen, Dramatik und Gedichte, Berlin 1983
Lyrik:
Die Liebe und der Tod, Gedichtband, Halle 1999
Essays:
Fast die Wahrheit, Sammelband, Berlin 1979
Forster in Halle oder Wie fern sind sich im Geiste die Deutschen?, Halle 1994
Gothardt-Nithardt, ein Maler (über Matthias Grünewald), Halle 1996
Wo es keine leeren Flächen gibt (Rundfunkporträt über den Maler Willi Sitte), Berlin 1972.
Mitautor in ca. 70 Anthologien und Sammelbänden.
Mitherausgeber:
Vietnam in dieser Stunde, Halle 1968
Chile – Gesang und Bericht, Halle 1975
Filme (nach seinen Texten):
Spur der Steine, DEFA 1966
Die Prüfung, DEFA 1967
Akte Nora S., Deutscher Fernsehfunk 1975
Auf der Suche nach Gatt, DFF 1976
Zwei leere Stühle, DFF 1982
Hörspiele (nach seinen Texten):
Der Neue, 1965
Haut oder Hemd, 1971
Übersetzungen seiner Texte in über 20 Sprachen.
Verkaufte Bücher (ohne Anthologi
Придбайте цю електронну книгу та отримайте ще 1 БЕЗКОШТОВНО!
Мова Німецька ● Формат PDF ● Сторінки 199 ● ISBN 9783965213357 ● Розмір файлу 1.5 MB ● Видавець EDITION digital ● Місто Pinnow ● Країна DE ● Опубліковано 2014 ● Завантажувані 24 місяців ● Валюта EUR ● Посвідчення особи 7850201 ● Захист від копіювання Соціальний DRM

Більше електронних книг того самого автора / Редактор

255 656 Електронні книги в цій категорі